Stummfilm:
"Vanina - Die Galgenhochzeit" mit Asta Nielsen © Förderverein
Filmkultur Bonn e.V.
Seit der neue
französische Stummfilm „The Artist“ aus dem Jahr 2011 international zahlreiche
Preise erhielt, wird verstärkt auch über die Faszination des historischen
Stummfilms gesprochen. Doch hat der Erfolg der mit fünf Oscars prämierten
Hommage an die Ära vor dem Tonfilm wirklich ein neues Interesse am Filmerbe
ausgelöst? Sigrid Limprecht, Leiterin der Internationalen Stummfilmtage in
Bonn, verriet uns ihre Einschätzung.
„Das, was die Menschen heute am
Stummfilm fasziniert, ist seine Erzähldramaturgie, die ohne gesprochene Worte,
ohne Dialoge funktioniert und die Zuschauer genauso packt und berührt wie ein
Tonfilm. Das erstaunt und begeistert das Publikum natürlich gerade in einer
Zeit wie unserer, in der überall ständig geredet wird und man eigentlich einer
permanenten Reizüberflutung ausgesetzt ist.“ Sigrid Limprecht vergleicht dies
mit der Faszination, die eine Tanzaufführung im Vergleich zum Sprechtheater
ausübt.
Ihrer Meinung nach ist die
entscheidende Frage aber, wer heute überhaupt Stummfilme sieht und in welchem
Kontext. „Wenn den Leuten Stummfilme in angemessener Form präsentiert werden,
begleitet von Live-Musik, wie sie früher auch vorgeführt wurden, reagieren sie
zumeist auch begeistert.“ Das Problem sei vielmehr, dass es nicht ausreichend
Möglichkeiten gebe, einem breiten Publikum den historischen Stummfilm und damit
einen bedeutenden Teil des Filmerbes zu erschließen, „weil große Teile des
Filmmaterials gar nicht mehr erhalten sind und das, was noch existiert,
zunächst restauriert und damit zugänglich gemacht werden muss.“
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